Vor acht Jahren entwickelte sich in Wien aus einer Idee der Student*innen Christoph, Charlotte und Fabian, globale Probleme anzugehen und auf lokaler Ebene Menschen zusammen zu bringen, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen, die gemeinnützige Netzwerkorganisation Option 2.0 – Plattform zur Stärkung der Zivilgesellschaft. Mit zahlreichen Events, Kooperationen und vielen Projekten wie der Global School oder Patron4change, sowie zahlreichen Mitgliedern ist die Option 2.0 jetzt ein wichtiger Bestandteil der Wiener Zivilgesellschaft geworden. Im Rahmen unseres 8-jährigen Jubiläums, hat unser Praktikant Florian Option 2.0 Mitgründer Fabian interviewt. Er gibt dabei interessante Einblicke in die Gründung des Vereins, sowie den Werdegang der Organisation und geht dabei auch auf die aktuelle Situation ein. Aber lest selbst …

Wie bist du/ seid ihr auf die Idee gekommen eine Organisation wie Option 2.0 zu gründen?



Als wir 2010 angefangen haben Kommunikationswissenschaft zu studieren, haben Christoph und ich immer mehr über die Möglichkeiten des Internets gelernt. Unser Fokus lag vor allem darauf, wie das Web 2.0, im Gegensatz zu Medien wie Zeitung, Radio oder TV, eine zweiseitige, interaktive Kommunikation ermöglicht und somit jedem Menschen, der einen Zugang zum World Wide Web hat, die Option gibt, öffentlich zu kommunizieren. Die Berichterstattung der klassischen Medien war uns angesichts der globalen Herausforderungen wie dem Klimawandel, sozialer Ungerechtigkeit und politischen Missständen damals (wie heute) zu einseitig, zu wenig lösungsorientiert. Im Internet gibt es im Gegensatz dazu viel mehr Informationen zu positiven Entwicklungen und Möglichkeiten Probleme aktiv anzugehen. NGOs, die unglaubliche humanitäre Arbeit leisten, soziale und ökologische Unternehmen, die nicht nur Gewinnmaximierung vor Augen haben und viele engagierter Menschen und innovative Ideen, die ausbeuterischen Systemen entgegenwirken. Diese Informationen zu bündeln und Menschen aktive Partizipationsmöglichkeiten als Zivilgesellschaft aufzuzeigen, das war und ist ein ganz grundlegendes Ziel von Option 2.0.

Gab es dabei Rückschläge und wenn ja in welcher Form?

Bei der Gründung von Projekten, Initiativen und Unternehmen gibt es immer Rückschläge, Ups and Downs. Man muss einfach unglaublich viel Zeit und Energie investieren und hat nicht immer das Gefühl, dass es läuft. Besonders bei Non-Profit-Organisationen, die rein ideeller Natur sind. Christoph und ich sind das Projekt sehr engagiert angegangen, hatten mit Anfang 20 aber auch wenig Erfahrungen, wie man so etwas startet. Also haben wir viel ausprobiert, uns auf unterschiedlichsten Ebenen mit Menschen vernetzt und das Angebot von Option 2.0 zu schärfen. Teilweise waren wir bei unseren Redaktionssitzungen 20 Teilnehmer*innen, zwischendurch wieder auch nur zu zweit. Bei einem Projekt, das nur von ehrenamtlichem Engagement lebt, ist es nicht immer leicht die Motivation bei allen aufrechtzuerhalten. Jede Person gibt das rein, was ihre Kapazitäten gerade zulassen. Als Gründer haben wir immer Vollgas für unser Baby gegeben. Dass das nicht immer alle genauso tun, mussten wir lernen. 

Jetzt gibt es Option 2.0 schon 8 Jahre, hättest du das erwartet? 

Das ist schon krass. Immerhin ist es das erste Projekt, das ich je gemacht habe. Ich glaube das ist eher selten, wenn man in so jungem Alter was Eigenes auf die Beine stellt. Option 2.0 hat sich natürlich verändert. Die Vision ist immer noch die gleiche, aber die Umsetzung ist anders. Das Team ist viel kleiner, besteht aber dafür aus Menschen, die jeder für sich ihren Fokus gefunden haben und inspiriert und unterstützt von Option 2.0 und dem Netzwerk eigene Projekte ins Leben gerufen haben. Der Verein selbst steht glaub ich gar nicht mehr so im Vordergrund, aber die Geschichte des Netzwerks, was es bewegt hat und was es nach wie vor ermöglicht.

Was sind deiner Meinung nach die größten Erfolge der Organisation? 

Der erste große Erfolg, war das Projekt Hug Inn Vienna. Wir haben es geschafft, eine damals neuartige Form des Gastgewerbes, wie es Airbnb ermöglicht, zu nutzen, um unseren Verein finanziell auf sichere Beine zu stellen, Menschen aus aller Welt kennenzulernen und einen Einblick in unsere Arbeit zu geben. Heute ist es die Global School, die mich nachhaltig beeindruckt. Hier lernen junge Studierende aus Osteuropa mehr über Medienkompetenz, ihre Skills in der Konzeption und Gestaltung von digitalen Medien zu verbessern und wie sie die Blockchain-Systeme nutzen können.

Welche Veränderungen kannst du seit der Gründung von Option 2.0 an dir und der Gesellschaft feststellen?

Durch die jahrelange Beschäftigung mit sozialen, ökologischen und innovativen Konzepten, wurde mein nachhaltiges Mindset gestärkt. Ich könnt mir heute noch viel weniger als vor zehn Jahren vorstellen in einem Unternehmen zu arbeiten, mit dem ich mich nicht identifizieren kann. Außerdem: Networking is King/Queen. Ein ausgeprägtes und vielfältiges Netzwerk ermöglicht dir im besten Fall nie wieder in deinem Leben eine Bewerbung schreiben zu müssen und unkompliziert essenzielle Ressourcen für eigene Projekte zu aktivieren.

Was machst du heute?

Heute bzw. Im Januar 2019 habe ich ein soziales Unternehmen in Leipzig (Deutschland) gegründet, meinem Lebensmittelpunkt seit 2016. Mit TRASH GALORE bieten wir Veranstaltungen eine nachhaltige Entsorgungsalternative, indem wir übrig gebliebene wiederverwendbare Materialien von Events wie Messen oder Festivals als Spenden an soziale und kreative Projekte vermitteln. Außerdem habe ich hier eine Initiative ins Leben gerufen, die Veranstaltungskollektiven aus der elektronischen Musikszene eine Austauschplattform bietet und auf stadtpolitischer Ebene Gehör verschafft. Ziel ist es, den Erhalt und die Förderung von kulturellen Freiräumen, wie nicht kommerziellen Ladenprojekten und Open Airs Veranstaltungen, zu fördern.
Was wünschst du dir für die Zukunft von Option 2.0? 

Ich wünsche mir für Option 2.0, dass es sich ständig weiterentwickelt. Dass eine neue Generation von Menschen, die das Potential des Netzwerks und der geschaffenen Strukturen erkennen, es für sich und andere nutzbar macht. Auf eine Art und Weise, die wir als alte Hasen vielleicht noch gar nicht sehen.

Was wünschst du dir allgemein für die Zukunft der internationalen Gemeinschaft? 

Dass wir als Zivilgesellschaft gestärkt aus der aktuellen Krise herausgehen. Weil Politik und Wirtschaft erkannt haben, dass Kapitalismus und Globalisierung Grenzen hat. Sie endlich sehen, welch unschätzbaren Beitrag unterbezahlte Menschen im Care- und Kultursektor zu unserem Wohlergehen leisten. Was echte Solidarität bedeutet. Wie gut der Shutdown der Natur tut und ob wir nicht auf Dauer dafür sorgen sollten, dass das auch so bleibt und wir unser lineares System in ein zirkuläres überführen.

Noch ein letztes Schlusswort an die Option 2.0 Gemeinschaft deinerseits? 

Ich zitiere an dieser Stelle den Kulturkosmos, der wegen Corona das Fusion Festival 2020 absagen musste und mir sehr aus dem Herzen gesprochen hat: “Wenn sich diese Gesellschaft durch diese Krise fundamental ändern wird, dann ist es an uns allen, dies, wo immer wir können, zum Besseren zu drehen und zu retten was uns wichtig ist. Der Kampf um unsere Zukunft hat gerade begonnen!”

Ich bedanke mich im Namen von Option 2.0 für das Interview und wünsche dir bei aktuellen und zukünftigen Projekten viel Erfolg, bleib gesund und weiter so engagiert für die Zivilgesellschaft.