„Airbnb?“
fragte ich Charlotte. “Was ist das?”
„Ich weiß nicht genau, ein Brieffreund hat mir kürzlich davon erzählt.“ Sie schilderte mir eine Plattform, auf der Einheimische ihren privaten Wohnraum für Übernachtungen mit Reisenden teilen können. „Wir könnten es schon versuchen, vielleicht ist es ja besser als die Hostels hier.“
So entschlossen wir uns, unsere Nacht in der kleinen englischen Stadt Bath bei einer Airbnb Gastgeberin zu verbringen. Wir waren damals mit Interrail Tickets unterwegs durch Frankreich, England, Schottland und Irland. Nachdem wir uns in Oxford ein Hostelzimmer mit sechs Leuten geteilt hatten, wirkte die Aussicht auf ein eigenes Zimmer wie das reinste Paradies.
Wir blieben bei einer älteren Dame über Nacht, deren Sohn nicht mehr in England, sondern in Europa wohnte. So konnten wir ihr nicht nur ein für Bath typisches Einfamilienhaus begutachten, wir hatten auch eine Unterkunft für meine Geburtstagsfeier. Wir knüpften Freundschaften mit Einheimischen und entdeckten so viele Geheimnisse der Stadt, inklusive der besten Fish & Chips, die ich je gegessen habe.
Auch unsere Hosts in Cardiff, Dublin und Manchester waren unglaublich gastfreundlich. Noch nie zuvor wurde mir von Einheimischen so viel Liebe entgegengebracht. Es war überwältigend, die Reise wurde dadurch einmalig.
Ein halbes Jahr später machten Charlotte, Fabian und ich einen Roadtrip durch Spanien. Dort vertrauten wir von Anfang an auf Airbnb. Wir verbrachten die Nächte in wunderschönen Apartments, ständig begleitet und unterstützt von GastgeberInnen, an die wir uns jederzeit über Telefon oder Chat wenden konnten. Von San Sebastian über Madrid, Toledo, Granada, Cordoba bis Sevilla, überall fühlten wir uns dank unserer Hosts wie zu Hause.
Im Wiener Sommer 2013 erwarteten mein Mitbewohner und seine Freundin ein Kind. Die WG, in der ich seit drei Jahren lebte, stand dadurch vor der Auflösung. Von einem Moment auf den anderen hatte ich eine ganze Wohnung für mich und ich wusste nicht, wie ich diese finanzieren soll. Ich stand kurz vor dem Studienabschluss, Vollzeit arbeiten war noch keine Möglichkeit.
Vom Reisen zum Gastgeber
Also wagte ich den Versuch, Airbnb Host zu werden. Den frei gewordenen Raum wollte ich Gästen und Freiwilligen zur Verfügung stellen. Mein bester Freund Fabian mochte die Idee sofort, und er unterstützte mich von Anfang an. So entdeckte ich meine Liebe zum hosten.
Bis zum Ende des Jahres 2014 war die Verwandlung vollbracht und “opt2o x Vienna” in vollem Betrieb: Meine Wohnung war Gästehaus und Co-Working Space zugleich. Sie beherbergte nun nicht mehr nur Gäste, sondern auch eine NGO: Option 2.0. Fabian und ich hatten sie zwei Jahre zuvor aus dem Drang gegründet, etwas Gutes für diese Welt tun zu wollen.
Dass wir hier gleichzeitig Menschen aus aller Welt treffen und an unseren Visionen für eine bessere Welt arbeiten konnten, war und ist etwas sehr Wertvolles. Die Erfahrungen unserer Gäste bereicherten unsere Perspektiven und halfen uns dabei, zur wichtigsten Erkenntnis zu gelangen, die ein friedliches Zusammenleben ermöglicht: Wir sind alle eins, wir leben alle auf demselben Planeten. Diese Erkenntnis sollte von nun an das Fundament unserer Arbeit sein.
Hug Inn Vienna
Kurz darauf zogen meine Freundin Catharina und ich in die Wohnung nebenan. Wir haben unsere Wohnung „Hug Inn Vienna“ genannt – namensgebend war die Willkommensumarmung, die jeder Gast bei der Ankunft bekommt. Unsere Hausregeln hielten wir absichtlich so simpel und selbsterklärend wie möglich: „Behave like a good human“ und „Mi casa es su casa“. So entsteht eine Atmosphäre der Zugehörigkeit, in der sich jeder wie zu Hause fühlen kann.
Im Juni 2016 zogen wir in den sechsten Wiener Gemeindebezirk, direkt am Margaretengürtel und dem Wienfluss. Dort haben wir das neue Hug Inn eingerichtet. Mit Blick auf den Bruno-Kreisky Park auf der anderen Straßenseite können unsere Gäste arbeiten, schlafen und das urbane Leben genießen. Es gibt hier nun sogar zwei Gästezimmer, die schon darauf warten, von außergewöhnlichen Menschen wie dir belebt zu werden.
Das transformative Reiseerlebnis
Es gibt diese gewissen Themen, auf denen die Gespräche zwischen meinen Gästen und mir immer wieder hängen bleiben: Globale Probleme wie den Krieg gegen Natur und Mensch. Solche gravierenden Probleme erfordern originelle soziale Ideen einer globalen Gemeinschaft von Verfechtern des Friedens. Mit dem Hug Inn Vienna fördern wir internationale Gastfreundschaft und Ideentausch.
Seit Oktober 2015 veranstalte ich mit Freunden des Vereins das globale Bürgerforum Symbiosium und die 1on1 talks. Das Wort Symbiosium ist ein Neologismus, der ein Symposium für innovative Ideen und eine Symbiose der unterschiedlichen Philosophien unserer Gäste beschreibt. Es sind Abende in gemütlicher Atmosphäre, an denen Brücken zwischen Kulturen und Weltanschauungen gebaut werden, angeregt durch Kunst und Gerichte aus aller Welt. Meine Gäste können sich hier mit Macherinnen der Wiener Zivilgesellschaft austauschen und Antworten auf zentrale Fragen wie #WHATNUU? (Was nun?) suchen.
Die Idee dabei ist, dass alle Reisenden um unzählige Erfahrungen und Ideen reicher nach Hause kommen, angeregt, selbst für eine gute Zukunft anzupacken. So wird der Besuch in der Stadt zu einem transformativen Reiseerlebnis.
Zum Ende meiner persönlichen Host Story möchte ich die Frage von Airbnb Mitgründer Joe Gebbia beantworten, die er uns auf dem Airbnb Open 2015 in Paris gestellt hat:
“Was müssen wir tun, um euch dabei zu unterstützen, lebenslang zu hosten?”
Nun, ich suche nach wie vor mit Airbnb außergewöhnliche Gäste und bin dankbar für alles, das mir meine Gäste für den Raum und die Erfahrungen, die wir Hosts ihnen mitgeben, entgegenbringen. Das Airbnb Open 2015 und der Hosting Day in München dieses Jahr waren hervorragende Netzwerktreffen für die globale Airbnb Community. Unterstützt die Hosts immer weiter und Airbnb bleibt Kult.
Der Austausch zwischen verschiedenen Kulturen und Generationen ist eine der wichtigsten Essenzen für globalen Frieden. Wir Hosts tragen dazu bei, indem wir nicht nur unseren Wohnraum, sondern auch und vor allem unsere Leidenschaften teilen. Ich bin dankbar, dass Airbnb mein Leben und das meiner Gäste auf diese Weise bereichert.
Ihr seid alle willkommen, uns in Wien zu besuchen! Euer Mann aus Wien,
Christoph
PS: Vielen Dank für die Gastfreundschaft und die tollen Erlebnisse! 🙂