Ganz ehrlich, ich weiß nicht, wie es euch geht, aber die „richtige“ Ernährung polarisiert. Für manche ist sie zum Fetisch gewachsen, andere stopfen gedankenlos allen möglichen Fraß in sich rein. In meinem Instagramfeed stauen sich Avocadobrote, Porridge mit Sojamilch zubereitet oder auch vermehrt Acai-Bowls. Auf die Gefahr hin mich hiermit ins Out zu schießen, ich habe keine Ahnung was das ist, aber ich vermute ganz stark, es ist ebenfalls vegan. Die Follower jubeln – und ich auch.

Super-Burger

Der Bananenshake mit Hafermilch verquirlt schmeckte gestern ziemlich gut, der vegane Vanillepudding jedoch eher weniger. Eines Tages ohne groß darauf zu achten, ist mir aufgefallen: Ich ernähre mich tatsächlich an vielen Wochentagen vegan. Vegetarisch an den anderen. Dennoch habe ich n i c h t beschlossen kein Fleisch mehr zu essen. Wer mir weismachen will, ein Soja-Burger schmeckt wie der Burger aus dem besten Burgerlokal der Stadt, hat entweder noch nie etwas davon auf der Zunge gehabt oder macht das, was in der Zeitung steht, unzerkaut zu seinem eigenen Gedankengut. Damit will ich auch sagen, ich mag vegane Produkte wie Tofu oder anderes, was sich in den Supermärkten unter „Alternativen“ einschlichtet. Es schmeckt eben bloß wie Tofu und sonst nichts anderes.

Darf ich das?

Manchmal ertappe ich mich trotzdem, wie in mir das schlechte Gewissen hochsteigt, wenn ich gelegentlich Fleisch oder Fisch esse und jemand leise über meine Schulter flüstert „Du sollst nicht.“ Auf was möchte ich hinaus? Wann haben wir eigentlich damit angefangen, diesen Anspruch auf “ganz oder gar nicht” zu erheben und nicht einfach das in unser Leben zu integrieren, was wir mögen? Irgendwann sind die Dinge in meinem Kopf, wahrscheinlich angezettelt von einem 30-Tage-Newsletter einer „Vegan Society“ (der übrigens wahnsinnig ideologisch und verzerrt ist. Please, do your research people: Fakten weglassen ist auch Falschinformation) durcheinandergeraten und haben sich zu Dogmen aufgeplustert.

Vegan? Nicht ohne wenn und aber essen

Ich ernähre mich hauptsächlich pflanzlich, weil ich es mag und weil ich überzeugt bin, es tut mir und dem Planeten gut. Ariane Sommer, Autorin und ehemals It-Girl, brachte mal einen klugen Ausdruck in Umlauf: „as vegan as possible“, d.h. ich bevorzuge eine Lebensweise, die eben nicht zu 100 Prozent vegan oder vegetarisch ist, sondern eben weitgehend. Ich denke, wir müssen uns des Luxus bewusst sein, dass wir uns zwar nicht darum kümmern müssen, dass wir zu essen haben, aber uns sehr wohl damit auseinandersetzen, was genau wir essen. Zu sagen, ich esse soviel Fleisch wie ich möchte, ist meiner Ansicht nach ebenso ignorant wie hysterisch auf der Suche nach veganem Kuchen durch die Gegend zu laufen. Beides muss nicht sein.

Ich esse Käse mit demeter-zertifizierter Milch und kaufe meine Zuccini bio. Das, was für mich über all diesen Argumenten, am meisten zählt, ist öko-sozial zu leben, d.h. Produkte zu kaufen, die im Einklang mit dem Planten produziert werden. Dazu erzähle ich mehr im nächsten Blogeintrag. Denn: Warum wegen all den guten Gründen vegan leben und dann eine Avocado essen, für die in Mexico jährlich hunderte Hektar Wald illegal abgeholzt werden und Menschen unter den Folgen der intensiven Landwirtschaft leiden? Da esse ich lieber einen Burger mit Bio-Fleisch. Naja fast.