Gelegentlich treibt es mich in das Shopping Center Süd (SCS). Jedes Mal und dann nicht nur gelegentlich, beobachte ich Mädls Typus Girlie mit prallgefühlten Einkaufssäcken an ihren Handgelenken. In feschem Türkis glotzt mich das Label Primark darauf an. Und wieder: Jedes Mal könnte ich ihnen ihr neu Erstandenes aus der Hand reißen. Weiter ist mein „diabolischer“ Plan noch nicht zusammengesponnen, aber vor dieser Billigwelt, die sich mir wissentlich sozialer unternehmerischer Verantwortung entzieht, schaudert es mich. Immer wieder haben in den letzten Jahren Schlagzeilen die Runde über schlechte Arbeitsbedingungen, unzureichende Bezahlung oder Missachtung von Umweltstandards gemacht. Sozialstandards? Offenbar uncool.
Fast Fashion isn’t cheap
Eigentlich wissen wir unter welchen Bedingungen T-Shirts um 4,99 hergestellt werden. Trotzdem, so stelle ich die Behauptung auf, kaufen wir wenige faire Kleidung. Sind wir zu konsumgeil, zu faul oder ist faire Mode einfach zu teuer und nicht Style-sicher genug? Irgendwo zwischen all diesen Attributen versteckt, liegt wohl die Antwort versteckt. Das heißt natürlich ebenso wenig, dass Luxus- oder qualitativ höherwertige Labels fair produzieren. Die Hölle der Textilindustrie liegt aber nicht nur in Bangladesch, wo vor ein paar Jahren eine Textilfabrik eingestürzt ist. Nähen bis in den Tod. Vielleicht erinnert ihr euch. Auch in Indien und anderswo werden Menschen entlang der Produktionskette ausgebeutet. Wie ich letztens auf Instagram gelesen habe: Fast Fashion isn’t free. Someone somewhere is always paying.
Solch “blutige” Kleidung trägt sich nach ein wenig Bewusstseinsarbeit nicht mehr so einfach am Leib. Blutig … hm, lange habe ich überlegt, ob diese Beschreibung zu extrem ist. Nach einigem Nachdenken ist es aber so: Unsere Kaufentscheidungen hinterlassen anderswo Abdrücke, denen wir im hintersten Winkel unseres Ichs erst erlauben Platz zu finden. Beim Essen achten wir auf „bio“, aber bei Mode stiehlt sich die Verantwortung wohl leichter durch die Hintertür?! Ich denke, dass beim Einkaufen auch der Kopf ein Stück mitshoppen sollte: Mode dreht sich eben nicht nur ums Outfit. Das zu verinnerlichen und beim nächsten Schritt in Richtung Kassa mitzutragen, deckt die Grundlagen Richtung Fair Fashion schon mal ab. Klar verlangt grüne Mode nach einem anderen Konsummuster: Faire Shops finden sich (noch nicht) auf unseren liebsten Flaniermeilen, sehr wohl aber in den Seitenstraßen.
Dauernd fair kaufen, muss nicht sein, geht auch nicht. Aber die Ausnahme zur Hin-und-wieder-Regel machen, das habe ich mir vorgenommen. Übrigens: Seit geraumer Zeit bin ich Anhängerin von Kleiderkreisel und willhaben.at – sowohl aus Käufer- und Verkäuferin. Spart Geld und reduziert obendrein den Warenumlauf.
Grün ist das neue Schwarz
Die Ausrede, dass zu wenig Auswahl dieses „Nischensegment“ bestimmt, gilt nach ein wenig Umschauen auch schon nicht mehr. Fündig bin ich schon nach kurzer Zeit geworden. Über Instagram sowie auch über die Fair-Fashion-Liste von dariadaria finden sich tolle, schicke Conscious Fashion Labels (übrigens hat hier auch unser langjähriger Partner in Sachen fairer Mode, Green Shirts, Einzug gefunden). Die Richtung gegen den Strom im reißenden Fluss der Fast Fashion einzuschlagen, ist nicht definitiv nicht die easy option. Teurer sind die Teile natürlich, da rede ich nicht um den heißen Brei herum – um wie viel das ist von Marke zu Marke unterschiedlich. Ein Blick lohnt sich.
Mein Resümee: Ich taste mich an faire Mode langsam heran. Die Philosophie nach Lust und Laune Klamotten ins Sackerl zu stopfen, die nach einem Saisonzyklus reif für die Tonne sind, ist bei mir eh nie durchgedrungen. Und so liegt bei mir nicht nur im Slow Food, sondern auch im Slow Shoppen der Genuss.
PS. Ein kleines Schmankerl, die die Lust auf fair gleich gepackt hat: Die Sicherheitsnadel ist der erste Guide für Fair Fashion in Wien. Alle “grünen” Shops und Second-Hand-Geschäfte sind schön übersichtlich nach Bezirken und Kategorien gelistet. Also auf, auf.
Ein paar Antworten und einen Selbstversuch gibts übrigens auch hier: