So lautet der diesjährige Slogan der FRIEDENSBIM, die am 15. April 2018 wieder um die Wiener Ringstraße fährt. Der Ein- und Ausstieg in neun Stationen am Ring entlang ist auch dieses Jahr zwischen 15 und 19 Uhr kostenlos möglich. Dabei wirbt die FRIEDENSBIM mit einem bunten Programm aus Live-Musik, Performances, Kunst und Lesungen publikumswirksam für den Frieden.
“Die FRIEDENSBIM ist ein Event, das auf allen sinnlichen und intellektuellen Ebenen anspricht. Ihr Ziel ist es, einen vielschichtigen Dialog unter- und miteinander als zentrales Mittel des friedlichen Zusammenlebens zu etablieren: die Vermittlung eines Ideals und die Schaffung eines unbeschwerten Rahmens, der auch zum Nachdenken anregen soll.”
So lautet die Vision des Wiener Kollektivs, das seit 2014 die FRIEDENSBIM auf die Schienen bringt. Wie so etwas in der Praxis aussieht, könnt ihr euch in dem folgenden Video der FRIEDENSBIM anschauen:
Da stellt sich die Frage: Was ist denn eigentlich Frieden?
Es gibt viele Definitionen von Frieden und der Friedensbegriff weist eine wichtige kulturelle Dimension auf. In arabischen Kulturen bezieht man sich vorwiegend (nicht nur) auf den inneren Frieden, während Frieden in westlichen Kulturen als etwas außerhalb des einzelnen Menschen verstanden wird; sprich eine Situation in der sich Menschen befinden. Eine einflussreiche Auslegung von Frieden stammt von Johan Galtung, ein renommierter norwegischer Mathematiker, Soziologe und Politologe, der zwischen positivem und negativem Frieden unterscheidet. Unter negativem Frieden versteht Galtung die Abwesenheit von Krieg und gewaltsamen zwischen- sowie innerstaatlichen Konflikten. Positiver Frieden hingegen sei eine Situation, in der soziale Gerechtigkeit und Gleichheit auf einem hohen Niveau verwirklicht wird und ein Minimum an Gewalt herrscht. Quelle Kompass
Wenn man sich jedoch über Frieden unterhält, dann wird einem schnell deutlich, dass sich jeder Mensch etwas Anderes darunter vorstellt: Für die einen ist Frieden, ein Tag ohne Streit. Für andere steht ganz klar Hunger und Armut dem Frieden im Wege. Und müssen wir nicht zuerst mit uns selber zufrieden sein, damit wir Frieden verbreiten können? Diese Fragen und mehr stellen sich die Veranstalter_innen der FRIEDENSBIM jedes Jahr aufs Neue und das ist auch gut so! Es geht nicht darum allgemein gültige Definitionen von Frieden zu erarbeiten oder Antworten auf alle Fragen zu finden. Zentrales Ziel ist die Auseinandersetzung mit dem Thema und die Schaffung eines offenen Dialoges.
„Dabei sind oft die Fragen das Interessante.“ meint Mitglied des Wiener Kollektivs Manuela Picallo Gil.
Die Idee hinter dem „peace ride“ ist es über Frieden nachzudenken und Gedanken und Gefühle miteinander zu teilen in einem Dialog an dem alle teilhaben können. Menschen aller Altersgruppen, Geschlechter und wirtschaftlichen Milieus treffen sich in der Bim. Sprach- und Kulturbarrieren sollen überwunden werden, und der Spaß soll auch nicht zu kurz kommen. Dafür sorgen visuelle, auditive sowie gustatorische Reize. Denn vom Clown, über Musiker_innen bis hin zum friedlichen Marmeladenkipferl findet man alles in der kunterbunten FRIEDENSBIM.
Aber warum muss man über Frieden reden?
Die Schaffung und Aufrechterhaltung eines Diskurses über Frieden ist so wichtig, weil Frieden kein Zustand ist, der von selbst entsteht. „Frieden ist ein ständiger Prozess. Genauso wie Demokratie ist Frieden nichts Gegebenes oder Reales, nichts 100%ig Erreichtes sondern etwas Erstrebenswertes auf das man immer zu hinarbeiten muss, um dem Nahe zu kommen“ – erklärt Manuaela Picallo Gil. Frieden ist Arbeit und erfordert ständige Auseinandersetzung mit dem Thema. Das kann das mittlerweile neunköpfige Team, dass sich jedes Jahr aufs Neue organisiert damit die FRIEDENSBIM fährt nur zu gut bestätigen. Stefan Frankenberger, der Initiator hat 2014 mit Dora Kuthy, Jalka, Katinka und Oliver Leitsberger die FRIEDENSBIM ins Leben gerufen und aufgrund des großen Erfolges wird das Projekt seither jedes Jahr weitergeführt. Das Team wächst auch stetig an und mittlerweile gehören auch Manuela Picallo Gil, Conny Kolmann, Christine Gobby, Irene Holloway, Katinka Czigány und Jan Asdonk zu den engagierten Friedensbotschafter_innen.
Es wurde jedoch auch schon Kritik und Vorwürfe laut, dass man nur eine schwammige Haltung zum Thema Frieden habe und Frieden nur als Schlagwort benutze, um eine Party in der Bim zu feiern. Dabei passiere genau das Gegenteil stellt Stefan Frankenberger klar: „Unter dem Deckmantel der Party engagieren wir uns für den Frieden. […] Die FRIEDENSBIM ist wie ein Gewächshaus. Darin gedeihen die einzelnen Pflanzen bis sie auf die Außenwelt überspringen. Die Passagiere werden dabei zu Botschaftern_innen der Idee.“
Dass die FRIEDENSBIM alleine noch keinen Frieden bringt sei klar, es ist jedoch ein Anfang – ein lustvoller und spielerischer Beginn mit dem Engagement für den Frieden. Entscheidend ist, Leute zu erreichen, die Bereitschaft zum Engagement zu steigern und Ideen zu entwickeln, wie man sie begeistern könnte. Darauf kann dann eine breite inhaltliche Auseinandersetzung aufbauen. Die FRIEDENSBIM ist also ein Möglichkeitsraum und nur ein Teil des Weges.
Frieden ist also nicht nur Abwesenheit von Krieg oder einem gewaltsamen Konflikt in denen sich Menschen befinden, sondern Frieden bzw. das Potential zu Frieden ist in jedem Menschen und jeder Mensch kann Frieden schaffen und weitertragen. Das heißt nicht, dass alle Konflikte vermieden werden sollen, das wäre auch utopisch. Es geht viel mehr darum, wie wir uns in Konflikten oder gegenüber unserer Umwelt und der Natur verhalten. Frieden hat sehr viel mit Verantwortung zu tun. Ein Beitrag wäre, wenn man sich gegenseitig besser zuhöre und respektiere, um zwischenmenschliche Auseinandersetzungen ohne Streit und ohne Gewalt beizulegen, sei es innerhalb der Familie, im Klassenzimmer oder im Büro. Außerdem leistet man einen Beitrag indem man nachhaltiger lebt und die Umwelt schont. Es gibt viele Möglichkeiten einen Friedensbeitrag zu leisten und selbst zu change makern zu werden. Ein guter Anfang wäre schon mal diesen Sonntag in der FRIEDENSBIM vorbeizuschauen und neue Leute kennenzulernen und gemeinsam eine zufriedene Zeit zu verbringen!
Weitere Beitragsvorschläge von den Initiatoren der FRIEDENSBIM sowie Fotos und Videos findet ihr auf Facebook oder Instagram bzw. unter https://www.friedensbim.com (demnächst online).
Gastautorin: Rebecca Picallo Gil